Es gibt wahrlich schönere Jahreszeiten, um sich einen Eindruck von Deutschland zu verschaffen. Eine Delegation aus Lleida bestehend aus Vertretern der Schulen und Politik war jetzt trotzdem in Bad Essen zu Gast. Der Grund: Sieben junge Spanierinnen aus dieser Region machen derzeit ein dreimonatiges Praktikum. Sie kommen in verschiedenen Bereichen des Verbunds Sozialer Dienste (VSD) zum Einsatz.

Möglich wird dies durch das Austausch- und Bildungsprogramm „Erasmus+“ der Europäischen Union. Zwischen der katalanischen Region Lleida und dem Landkreis Osnabrück hat sich in den vergangenen Jahren eine enge Zusammenarbeit entwickelt. Es ist nicht das erste Mal, dass Praktikanten aus Spanien Erfahrungen im Osnabrücker Land sammeln.

Für den VSD ist es allerdings eine Premiere. Sechs der sieben Spanierinnen arbeiten in den Wohngruppen der Dialog gGmbH, eine kommt unternehmensübergreifend im Bereich IT zum Einsatz. Anfang Dezember folgt noch eine Psychologin. Dialog ist Teil des VSD, ebenso wie Kinderhaus Wittlager Land, Charly’s Kinderparadies und die Clearingstelle für unbegleitete minderjährige Ausländer (umA) in Ellerbeck.

Bei den Wohngruppen der Dialog gGmbH handelt es sich um stationäre Einrichtungen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. „In Deutschland gibt es einen Fachkräftemangel. Junge Leute aus Spanien haben hier eine realistische Chance auf einen Arbeitsplatz“, sagte VSD-Geschäftsführer Tim Ellmer beim Abendessen mit der Delegation im Haus Sonnenwinkel auf dem Essenerberg. Die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien sei sehr hoch, auch gut ausgebildete und erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen hätten es in der Heimat schwer, einen Job zu bekommen. Ellmer war im Frühjahr in Spanien, an Berufsschulen und Universitäten hatte er das deutsche Jugendhilfesystem und die Dialog-Wohngruppen vorgestellt.

Normalerweise lernen die Praktikanten aus Spanien ein Jahr lang Deutsch, ehe sie beginnen. In diesem Fall sei der Zeitraum zu kurzfristig gewesen. „In der Pädagogik ist Sprache enorm wichtig. Je mehr Deutsch sie sprechen können, desto mehr können wir sie einbinden“, sagte Ellmer. Der erste Test laufe Ende Dezember aus. „Wir werden sicherlich noch zwei oder drei weitere Male spanische Praktikanten aufnehmen“, so der Geschäftsführer.