Stehen ein ehemaliger NBA-Spieler und ein Ex-Nationalspieler gemeinsam in der Sporthalle der Oberschule Bad Essen… Nein, das ist nicht der Beginn eines Scherzes. Der TuS Bad Essen und das Kinderhaus Wittlager Land haben es möglich gemacht. Der amerikanische Profi-Basketballer Torrell Martin sowie Bundesliga-Veteran Dirk Mädrich haben dem Camp „N.B.A. – Never Be Average“ (Sei niemals Durchschnitt) einen Besuch abgestattet – Martin blieb sogar die ganze Zeit bei den Kids. Auch die Artland Dragons aus Quakenbrück überzeugten sich in Person von Kapitän Benjamin Fumey, Neuzugang Matt Reid, Youngster Johann Potratz und Geschäftsführer Marius Kröger vor Ort von dem Konzept, das TuS-Trainer Lars Herrmann im vergangenen Jahr entwickelt hatte und nun erstmals umsetzen konnte.

Wie hat es der 28-jährige Coach geschafft, den Amerikaner in den Kurort zu holen? „Torrells Motto lautet ,move different‘. Er geht seinen eigenen Weg und macht das, wozu er Lust hat. Damit passt er perfekt zu unserem Motto ,Never Be Average‘“, erklärt Herrmann. 2012 hatte er den Weltenbummler – Martin hat in zehn Jahren in sechs Ländern gespielt und 22 bereist – für ein Basketball-Magazin interviewt. Der Profi lebt zurzeit überwiegend in Barcelona, war sofort begeistert von der Idee und gab seine Zusage für die ganzen fünf Tage. Rund um die Uhr waren Herrmann, Martin und Julia Herrschaft (BBC Osnabrück) für die 18 Mädchen und Jungen im Alter von 11 bis 15 Jahren da, auch im Haus Sonnenwinkel, wo die Gruppe untergebracht war und verpflegt wurde.

Dirk Mädrich hat ebenfalls schon viel von der Welt gesehen. Mit einigen Vereinen war er in internationalen Wettbewerben vertreten, auch mit den Ewe Baskets Oldenburg wird er in der kommenden Saison an einem europäischen Wettbewerb teilnehmen. Zudem stand er in Frankreich und Griechenland unter Vertrag. Der 33-Jährige erzählte Anekdoten aus der Nationalmannschaft, gab Einblicke in den Ablauf einer Trainingswoche bei den Bundesligisten und erzählte von den Schwierigkeiten, die 2,12 Meter Körpergröße mit sich bringen. Der Center mischte eifrig bei Wurfspielen mit und verstärkte die Teams bei den Abschlussspielen. Der Kontakt zwischen Mädrich und Herrmann besteht seit der Saison 2013/2014. Damals war der TuS-Trainer noch für die Nordwest-Zeitung tätig und berichtete rund um den Bundesligisten Rasta Vechta. Mädrich war Kapitän des Aufsteigers.

Und natürlich dürfen bei einem Basketball-Camp im Osnabrücker Land die Artland Dragons nicht fehlen. Johann Potratz (16) berichtete, wie er Schule und Basketball unter einen Hut bekommt – er spielt kommende Saison in drei Mannschaften. Benjamin Fumey erzählte von seinem Werdegang, der ihn zwischenzeitlich an ein College in Amerika führte, der Amerikaner Matt Reid verriet, warum er in Damme sesshaft geworden ist, und Geschäftsführer Marius Kröger beschrieb die Arbeit im Hintergrund. Bei den Dribbelübungen standen sie anschließend als Partner und Coaches zur Seite.

Auch wenn Basketball ganz klar im Mittelpunkt stand, es drehte sich nicht ausschließlich um den Sport. Bei den Jugendpflegerinnen Saskia Scholz (Bad Essen) und Jana Nega (Bohmte) ging es um die Themen Pubertät und Mobbing, Nils Bollhorn (pädagogischer Leiter Kinderhaus Wittlager Land) verriet allerlei Wissenswertes über Facebook, Google & Co. Herrmann stellte den Teilnehmern zudem verschiedene Karrierewege von NBA-Spielern vor: „Die Kombination aus Sport und jugendrelevanten Themen kam bei Eltern, Kids und unseren Gästen sehr gut an. Mit den Karrierewegen wollte ich zeigen, dass ihnen alle Türen offen stehen, wenn sie fleißig sind und ihr Ziel nie aus den Augen verlieren, egal wie schwierig die Umstände sind. Torrell hat das auch nochmal mit seiner eigenen Geschichte bestätigt.“

An jedem Morgen gab es ein Quiz mit acht Fragen zu all dem, was die jeweiligen Gäste am Vortrag erzählt hatten. Für jede richtige Antwort erhielten die jungen Korbjäger einen Punkt für das „MVP-Rating“. MVP ist im Basketball die höchste individuelle Auszeichnung und steht für „Most Valuable Player“ (Wertvollster Spieler). Auch bei Spielen in der Halle oder durch das Übernehmen von Aufgaben und Verantwortung konnten die Teilnehmer Punkte sammeln. Am Ende setzte sich Thea aus Bad Essen knapp vor Luise aus Osnabrück sowie Marlene und Nele (ebenfalls Bad Essen) durch. Sie bekam einen Basketball mit der Gravur: „N.B.A.-Camp MVP 2016“. Der Onlineshop Ballside.com hatte diesen Preis zur Verfügung gestellt, ebenso die für die Gewinner eines Wurfwettbewerbes. Auch hierbei waren Thea und Luise nicht zu schlagen. Nele gewann zudem die „Skills-Challenge“, eine Mischung aus Dribbel- und Wurfwettbewerb. Sie durfte sich eine von drei DVDs aussuchen.

Torrell Martin bescheinigte allen eine tolle Leistung, lobte aber vor allem die acht Mädchen: „Ich habe Frauen-Basketball bislang total unterschätzt. Ihr habt alle natürliches Talent. Wenn ihr weiter hart an euch arbeitet, stehen euch in ein paar Jahren alle Türen offen. Es liegt an euch, ob ihr gut oder großartig sein möchtet.“

Alle bekamen am Ende seinen persönlichen Rat und eine Einschätzung. Aber auch der Organisator durfte sich über anerkennende Worte freuen: „Ich war schon bei vielen Camps in der ganzen Welt. Aber keines war so gut organisiert wie dieses. Außerdem gefällt mir, dass es nicht nur um Basketball geht, sondern dass die Kinder auch ihren Kopf trainieren. Ich komme gern im nächsten Jahr wieder“, sagte Martin.

Herrmann indes wusste gar nicht, bei wem er sich zuerst bedanken sollte: „Es haben so viele dazu beigetragen, dass die Premiere des Camps alle Erwartungen übertroffen hat. Das Team vom Haus Sonnenwinkel, das uns einen angenehmen Aufenthalt beschert hat. Julia, Pascal und Janina, die als Trainer dabei waren. Ballside.com mit den Preisen. Die Gäste, die so offenherzig und zu allen Späßen bereit waren. Und natürlich Torrell, der am Ende völlig verdient von allen Teilnehmern die Schulnote 1 bekommen hat. Seine Energie, Leidenschaft, sein Sinn für Humor und seine Erfahrung haben die Tage mit ihm zu einem ganz besonderen, unvergesslichen Erlebnis werden lassen.“

Ohne die Förderung durch die Lotto-Sport-Stiftung sowie durch die Allianz-Kinderstiftung hätte das Camp aber erst gar nicht stattfinden können. „Ich bin diesen Stiftungen sehr dankbar, dass sie uns im Vorfeld das Vertrauen gegeben haben. Die Bilder, Videos, Auswertungen und Rückmeldungen werden bestätigen, dass es sich definitiv gelohnt hat“, so Herrmann. „Es war super bei euch. Ganz tollte Atmosphäre, alle ein Lachen im  Gesicht. Tolle Idee, super umgesetzt“, lobte Michael Kleine-Heitmeyer von der Allianz-Generalvertretung an der Schulallee. Er hatte rund ein Drittel der Fördersumme durch die Allianz zur Verfügung gestellt.