Am 31. Oktober startet in Bad Essen ein kostenloser Qualifizierungskurs ehrenamtlicher Flüchtlingspaten. Nils Bollhorn und Denise Peters vom Verbund Sozialer Dienste (VSD) haben jetzt im Haus Sonnenwinkel die Inhalte und das Konzept vorgestellt. Das Interesse war noch überschaubar, ein Gast kam aber sogar extra aus Hasbergen zu diesem Infoabend.

Bollhorn ist pädagogischer Leiter des VSD, Denise Peters arbeitet als Sprach- und Kulturfachkraft in der Clearingstelle für unbegleitete minderjährige Ausländer (umA) in Ellerbeck (Gemeinde Bissendorf). Sie wird die Qualifizierung leiten. „Aufgeschlossen und sensibel sollten sie sein“, antwortete Denise Peters auf die Frage, welche Voraussetzungen Interessierte mitbringen sollten. Eigentlich soll der Kurs die Teilnehmerinnen und Teilnehmer befähigen, Zeit mit jungen Flüchtlingen aus der Clearingstelle verbringen zu können. „Als Ehrenamtliche sind Sie aber natürlich nicht an uns gebunden. Mit der Qualifizierung wollen wir Sie handlungssicherer machen und auf Ihre Aufgaben vorbereiten. Es ist ein Angebot für diejenigen, die tiefer in die Thematik eintauchen möchten“, so Bollhorn. Auch wer sich anschließend lieber um Familien oder einzelne Erwachsene kümmern möchte sei willkommen.

Gerade der Umgang mit minderjährigen Flüchtlingen, die allein nach Deutschland gekommen sind, sei ein „sensibles Feld“. Knapp 70.000 umA leben zurzeit in Deutschland. „Die Jungs tragen eine schwere Last mit sich“, weiß Denise Peters aus ihrem Berufsalltag. Aus diesem Grund habe man sich entschieden, diese Qualifizierung vorweg anzubieten. „Denn gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht“, ergänzte Bollhorn.

Flüchtlingspaten für die umA aus der Clearingstelle sollten sich in regelmäßigen Abständen Zeit für die Jungen nehmen. Nach der Qualifizierung werden sie nach Ellerbeck eingeladen. „Man lernt sich erst einmal kennen, tauscht sich aus und findet heraus, wer mit wem auf einer Wellenlänge liegt oder die gleichen Hobbies und Interessen hat“, sagte die VSD-Mitarbeiterin. Es sei möglich, dass ein Pate nur mit einem Jugendlichen in Kontakt tritt. Aber auch Ausflüge als Gruppe seien nicht ausgeschlossen, etwa wenn ein Pate in den Zoo oder in ein Museum fahren möchte. „Dann fragen wir alle Jugendlichen, wer Interesse hat und mitkommen möchte.“

Ein ehrenamtlicher Helfer unterstützt die Jugendlichen bereits, es handelt sich um einen pensionierten Lehrer, der ihnen zusätzlich Mathematik beibringt. „Unsere Jungen gehen alle entweder auf die Berufsschule oder zur Oberschule. In der Berufsschule gibt es sogenannte Sprachlernklassen, sie lernen vor allem Deutsch, haben außerdem etwas Mathe und Sport“, berichtete Denise Peters. In den Sprachlernklassen sind sie aber unter sich, haben kaum Kontakt zu deutschen Jugendlichen. „Hier kommen dann die Ehrenamtlichen ins Spiel.“

Eine Frau, die schon Zeit mit deutschen Kindern aus einer stationären Jugendhilfeeinrichtung verbringt, merkte an, dass es auf beiden Seiten sicherlich etwas dauern werde, bis Vertrauen aufgebaut werden kann. Denise Peters betonte, dass der Kurs „von den Teilnehmern lebt“. Das Konzept sei ähnlich dem der Integrationslotsen, die sie auch schon in verschiedenen Orten und Städten ausgebildet hat: „Es soll ein Netzwerk entstehen, so dass sich die Paten regelmäßig austauschen können. Es ist ja auch eine belastende Arbeit, und man will etwas loswerden.“

Damit die Paten ihre Aufgaben gut vorbereitet angehen können, gibt es neun Termine. Sechsmal montags, jeweils von 18.30 bis 21 Uhr, sowie dreimal samstags von 10 bis 16 Uhr. Am 12. Dezember ist der Kurs abgeschlossen, die Teilnehmer erhalten ein Zertifikat. „Das Programm ist super“, lobte der Gast aus Hasbergen. Sollte der Kurs stattfinden, werde er teilnehmen.

Das Land Niedersachsen fördert das Projekt aus Mitteln zur Förderung der Teilhabe zugewanderter Menschen und der Akzeptanz gesellschaftlicher Vielfalt.

Alle Termine, Inhalte und Flyer finden Sie auf www.haussonnenwinkel.de.