Ein Tag der offenen Tür ist in der Regel vor allem dazu da, dass sich die Gäste in einem Gebäude umsehen können. Dieses Angebot nahmen die Besucherinnen und Besucher der Clearingstelle des Verbunds Sozialer Dienste (VSD) am vergangenen Freitag auch dankend an. Es war die ideale Gelegenheit, der Sonne und der Temperatur jenseits der 30-Grad-Marke zu „entkommen“. Denn die Bäume vor der ehemaligen Gaststätte „Grüner Jäger“ in Ellerbeck konnten nicht allen 100 Gästen Schatten spenden. Vergleichsweise kurz fassten sich daher auch die Redner bei der Begrüßung im Freien.

„Tage wie diese dienen auch dazu, Schranken abzubauen und sich kennenzulernen“, sagte Tim Ellmer, einer der VSD-Geschäftsführer. Denn wo einst Hochzeiten gefeiert wurden, wird nun die Zukunft von unbegleiteten minderjährigen Ausländern (umA) geklärt. Die Jugendlichen kommen aktuell aus Indien, Afghanistan, Eritrea, Albanien, Guinea oder Gambia. „Seit der Eröffnung unserer ersten Clearingstelle auf dem Essenerberg im Oktober 2015 hatten wir es mit insgesamt 43 Jugendlichen zu tun“, merkte Nils Bollhorn an. Er ist der pädagogische Leiter des VSD.

Ellmer machte keinen Hehl daraus, dass nicht alle Bürgerinnen und Bürger mit der neuen Nutzung der ehemaligen Gaststätte einverstanden seien. Von dem Großteil der Einwohner sowie von der Gemeinde habe der VSD jedoch viel Zuspruch und Unterstützung erfahren, ebenso von der Familie Tebbe als Vermieter. Guido Halfter, Bürgermeister der Gemeinde Bissendorf, hat den Eindruck, „dass die Einrichtung in Ellerbeck angekommen ist“. Wer Fragen, Zweifel oder gar Ängste habe, solle auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugehen: „Denn nichts ist schlimmer, als in Befürchtungen zu leben.“ Es handele sich hier um interessierte, junge Menschen, die das Rüstzeug lernen, um in einem fremden Land zurechtzukommen. „Das ist keine einfache Arbeit. Mein Sohn ist auch 16 Jahre alt. Das ist manchmal eine große Herausforderung“, schmunzelte der Bürgermeister.

Bollhorn dankte ebenfalls dem „multikulturellen“ Mitarbeiter-Team: „Wir sind vielfältig aufgestellt, um diese Aufgabe zu bewerkstelligen.“ Damit Integration gelingen könne, bedarf es neben der Hilfe durch Schulen und Sportvereine auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Aus diesem Grund biete Mitarbeiterin Denise Peters demnächst einen Qualifizierungskurs ehrenamtliche Flüchtlingspaten an. Im Falle der zurzeit in Ellerbeck lebenden Jungs habe die Integration aber anscheinend schon funktioniert, „denn hier weht eine Fahne des VfL Osnabrück“.

Und weil es in der Sonne so warm war, nahmen viele Gäste das Angebot, sich in der Einrichtung umzusehen, dankend an. So erfuhr ein Paar, dass ein Junge aus Afghanistan einen Beruf in der Metallbaubranche anstrebt. Sein Zimmerpartner hingegen möchte als Krankenpfleger arbeiten.

Koch oder Bäcker käme sicherlich auch für einige infrage. Denn die Jugendlichen hatten einige landestypische Gerichte vor- und zubereitet. Dazu gab es Butterkuchen oder Bratwurst – Völkerverständigung also in jeder Hinsicht.