„Jugendarbeit ist einfach BÄM.“ Wenn Natascha Samp über Jugendarbeit spricht, ist ihr die Begeisterung anzumerken. „BÄM“ steht aber auch für „Begegnen“, „Ärmel hoch“ und „Mitbestimmen“. Es ist eine Kampagne zur Stärkung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. „Wir möchten den Politiker*innen zeigen, wie wichtig und unverzichtbar sie ist“, erklärte die Jugendbildungsreferentin des Paritätischen Jugendwerks.

Mit Silke Depker (SPD) und Thomas Uhlen (CDU) waren zwei Gäste in den Bad Essener Jugendtreff TriO gekommen, die für den niedersächsischen Landtag kandidieren.* Uhlen ist zudem Vorsitzender des Kinder- und Jugendausschusses der Gemeinde, Depker ist Mitglied dieses Ausschusses. „Daher ist uns bekannt, welch tolle Arbeit hier geleistet wird“, waren sich beide einig. Samp bedankte sich bei ihnen dafür, dass sie sich auf den letzten Metern des Wahlkampfes die Zeit für diesen Austausch genommen hatten.

Die Kampagne „BÄM 2.0“ ist im Mai gestartet. Sie verfolgt zwei Hauptthemen: Öffentlichkeitsarbeit und Wertschätzung. „Wir möchten die Politiker*innen in die Einrichtungen holen, damit sie von den Mitarbeiter*innen und Ehrenamtlichen vor Ort erfahren, was Jugendarbeit leistet“, so Natascha Samp. Die Gesprächsrunde im Kurort sei die fünfte im Rahmen ihrer Tour durch Niedersachsen. Während in der Gemeinde Bad Essen geschätzt wird, was der Jugendtreff leistet, sei dies in anderen Orten oder Städten nicht immer der Fall.

Zur Öffentlichkeitsarbeit gehöre auch, Hochschulen zu besuchen: „Wir präsentieren uns den Studierenden der Sozialen Arbeit.“ Davon verspricht sie sich weiteren Zuwachs. Vor eineinhalb Jahren sei die Kampagne mit vier Personen gestartet – darunter auch Saskia Kreyenhagen, die zu dem Zeitpunkt Jugendpflegerin der Gemeinde Bad Essen war und jetzt nach Elternzeit wieder zurück in das Berufsleben kehrt –, mittlerweile stehen 17 Leute und 13 Mitgliedsorganisationen hinter BÄM. Vorläufiger Höhepunkt der Kampagne wird eine Präsentation im Bundestag sein. Im Oktober 2023 dürfen die Paritätischen Jugendwerke aus Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen den Bundestagsabgeordneten ihre Arbeit vorstellen.

Saskia Kreyenhagen betonte, dass Jugendarbeit Beziehungsaufbau ist. Bad Essen liefere einige Beispiele, dass sich Projekte mit der Zeit verselbstständigen: die Musik:INI, der Pumptrack für Dirtbiker, die Skaterbahn oder der Boulder Pool. „Das ist echte Partizipation, weil sie ihren Bereich inzwischen selber verwalten und gestalten wie sie es haben möchten“, sagte Kreyenhagen.

Wie es im Boulder Pool – eine Kletterhalle im Innenhof des TriOs – aussieht, konnten sich Natascha Samp, Silke Depker und Thomas Uhlen bei einem Rundgang ansehen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen schrauben und entwickeln die Routen selber, managen die Öffnungszeiten und werben Spenden- sowie Fördergelder ein, teilweise mit Unterstützung der Jugendpflege.

Geld sei in der Kinder- und Jugendarbeit auch ein zentraler Punkt. Einerseits, weil gut finanzierte Stellen sichere Arbeitsplätze bedeuten und so der Beziehungsaufbau über Jahre gelingen kann. Andererseits, weil der Kinder- und Jugendarbeit oft schon Mitte des Jahres die Gelder fehlen, um spontane Ideen der Jugend oder Projekte zu realisieren. „Jugendarbeit benötigt Geld, um tolle Dinge auf den Weg bringen zu können“, sagte Natascha Samp. „Diese Investitionen lohnen sich, denn die Jugendlichen sind schließlich unsere Zukunft.“

Abschließend wollte sie von Silke Depker und Thomas Uhlen wissen, wie sie sich für die Offene Kinder- und Jugendarbeit einsetzen möchten. Depker bedankte sich für den tollen Termin und war beeindruckt von der Begeisterung, die Natascha Samp für das Thema ausstrahlte. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass angemessene Gelder zur Verfügung gestellt werden. Aus Uhlens Sicht sei es auch wichtig, die Prozesse zu vereinfachen und zu automatisieren, etwa bei der Beantragung der Gelder: „Der Arbeitsaufwand kostet Zeit und viel Energie.“

(Update 14. Oktober: Thomas Uhlen hat den Einzug in den Landtag geschafft)