„Es war so ruhig, man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören können“, berichtet Saskia Scholz. Selten hat Bad Essens Jugendpflegerin eine Gruppe Jugendlicher so aufmerksam und interessiert erlebt wie im Gespräch mit Frank.* Er ist Patient in der Maßregelvollzugsklinik Schloss Haldem. Dies ist eine Fachklinik für die Behandlung, Sicherung und gesellschaftliche Wiedereingliederung von suchtkranken Menschen, die zum Beispiel aufgrund ihrer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit straffällig geworden sind.

Jonas Templin hat den Einblick ermöglicht. Er leitet dort das Sozialzentrum. Templin war zuvor Leiter des Treffs im Ort (TriO) in Bad Essen und Saskia Scholz‘ Kollege.

Zunächst erfuhren die Jugendlichen, dass die Patienten teilweise erst eine Zeit im Gefängnis verbringen, bevor sie zur Therapie in die Maßregelvollzugsklinik kommen. Die Fachklinik hat einen räumlich getrennten, geschlossenen Bereich. Erst nach einiger Zeit, wenn der Therapiefortschritt der Patienten es zulässt,  können Patienten auf die offene Station wechseln oder das Gelände zumindest zeitweise in begleiteten Ausgängen oder, zum Ende der Behandlung, auch ohne Begleitung verlassen.

Während des Aufenthalts nehmen die Patienten an Angeboten der Arbeitstherapie teil, unter anderem um sich an eine geordnete Tagesstruktur zu gewöhnen. Hier können sie sich ein geringes Arbeitsentgeld verdienen, maximal 120 Euro pro Monat. Davon wird die Hälfte nicht ausgezahlt, sondern für die Zeit nach dem Maßregelvollzug angespart. Frank schreibt zum Beispiel für die interne Klinikzeitung. Gruppen- oder Einzeltherapien gehören ebenfalls zum Alltag im Schloss Haldem. Im offenen Bereich der Klinik gibt es aber auch eine Cafeteria, eine Art „Mini-Jugendtreff“, wie es die Gruppe nannte, mit Kicker- und Billardtisch.

30 Minuten waren für das Gespräch mit Frank eingeplant. Er habe offen über seine Vergangenheit gesprochen und die Besucher damit „gepackt“, sagt Saskia Scholz.  Nach gut einer Stunde mussten sie und ihre Kollegin Jana Nega, Jugendpflegerin der Gemeinde Bohmte, die Fragerunde beenden. Es wurde Zeit für die Rückkehr nach Bad Essen beziehungsweise Bohmte. „Auf der Fahrt haben wir unsere Eindrücke geteilt. Die Jugendlichen fanden den Besuch sehr interessant. Aufgrund der großen Resonanz und der positiven Rückmeldungen, können wir uns gut vorstellen, künftig regelmäßig mit Gruppen dorthin zu fahren“, so Saskia Scholz.

*Name geändert