Es heißt: Eine Geste sagt mehr als tausend Worte. Viele Worte waren auch gar nicht nötig, um den unbegleiteten minderjährigen Ausländern (umA) aus der Clearingstelle des Verbunds Sozialer Dienste (VSD) auf dem Essenerberg eine Freude zu machen. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8F1 des Gymnasiums Bad Essen hatten für jeden der zehn Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren ein Geschenk verpackt. Mara, Carlotta, Nele und Carl waren mit Klassenlehrerin Janina Budke in die Meller Straße gekommen, um die Präsente zu übergeben. „Eigentlich wollten alle Schüler mitkommen. Aber dafür ist mein Auto zu klein“, scherzte die Lehrerin.

Es sei die Idee und der Wunsch der ganzen Klasse gewesen, hier vor Ort anderen Jugendlichen eine Freude zu machen. Mehrere Schüler haben sich zusammengetan, um die Pakete zu packen. Gesellschaftsspiele und Tassen warin unter anderem darin enthalten.

Die Übergabe der Präsente soll aber nicht der einzige Kontakt bleiben. Gerne würden die Gymnasiasten mit den „umA“ in Zukunft mal gemeinsam kochen, backen, sich in der Turnhalle oder auf dem Sportplatz austoben. „Sprachschwierigkeiten lassen sich immer mit Händen und Füßen lösen. Gerade beim Sport sind es nur ein paar Regeln, dann kommt man auch gut ohne Sprache aus und hat zusammen Spaß“, war Anika Brinkmann, Leiterin der Clearingstelle, von dem Vorschlag überzeugt: „Und die Jungs werden sich freuen, mit anderen Jugendlichen in Kontakt kommen zu können.“

Zumindest die Namen und Hobbies der vier Schüler kennen sie jetzt schon. Auch Mara, Carlotta, Nele und Carl wissen Bescheid, die unbegleiteten minderjährigen Ausländer haben ihren Namen, das Alter und das Herkunftsland verraten – auf Deutsch. „Sie verstehen unsere Sprache schon sehr gut, weil sie fleißig und nach dem Unterricht auch freiwillig lernen und sich gegenseitig helfen. Beim Sprechen sind sie aber manchmal noch etwas schüchtern. Kleine Unterschiede in der Aussprache bei Wörtern wie ,machst‘ und ,magst‘ können schon für Verwirrung sorgen“, berichtete Anika Brinkmann.

Auch beim Abschied mussten es gar nicht so viele Worte sein: Dankeschön für die Einladung, Dankeschön für die Geschenke. Da es bei den Gymnasiasten mit der Aussprache von „Maʿa s-salamah“ noch haperte, verabschiedeten sich alle ganz einfach: „Tschüß, bis bald“.

Die sprachliche Verständigung untereinander in der Gruppe klappt nach etwa drei Monaten in Deutschland schon ganz gut. Aber noch viel wichtiger: Bei diesen Nationalitäten ist es nicht selbstverständlich, dass alle miteinander auskommen. „Es gelingt ihnen aber, den Menschen zu sehen, nicht die Nationalität. Und wenn es dann doch einmal Probleme gibt, kommen sie zu uns, und wir klären es gemeinsam. Manchmal sind es auch nur Missverständnisse. Sie schaffen es nämlich, ihre Vorurteile auszublenden“, sagt Anika Brinkmann.

Und sie arbeiten gemeinsam. Zwar erhalten die Jugendlichen unter der Woche das Mittagessen von der Küche des Haus Sonnenwinkel. Am Wochenende müssen sie sich aber komplett selber versorgen. Einkaufen, Kochen, Küche vorbereiten beziehungsweise sauber machen: Die Aufgaben sind klar in Partnerarbeit verteilt.

So gut der Alltag inzwischen schon laufen mag, es gibt leider auch immer wieder Ereignisse, die Mitarbeiter und Jugendliche nachdenklich stimmen. „Hiobsbotschaften aus der Heimat, generell die Angst um die Familie oder das Heimweh – sie sind wirklich stark belastet“, weiß Anika Brinkmann aus zahlreichen Gesprächen: „Nach den Anschlägen in Paris haben sie Angst, dass der Terror sie auch hier in Deutschland einholt.“ Und man dürfe nicht vergessen, dass sie sich ständig wie in einer Warteschleife fühlen. Das Bearbeiten der Asylanträge dauere, und diese Ungewissheit sei schwer auszuhalten.

Umso willkommener ist die Abwechslung im Alltag durch verschiedene Ausflüge. Anfang Dezember haben Jugendliche und Mitarbeiter ein Fußballspiel des VfL Osnabrück besucht, Fahrten zu zwei Basketball-Clubs aus der Region folgen. Im Treff im Ort (TriO) waren sie auch schon einige Male zu Gast. „In Bad Essen gibt es dank der Jugendpflege ein tolles Netzwerk, das uns großartig unterstützt“, freut sich die Leiterin.

Und tolle Schulklassen wie die 8F1, die da