Sie sehen zwar aus wie Monster, aber sie sind ganz lieb und stehen den Kindern zur Seite: die Superkräfte der Resilienz. Der Landesverband Theaterpädagogik Niedersachsen e.V. reagiert mit dem Programm auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Hinblick auf die Entwicklung junger Menschen. „Resilienz für Kinder“ fördert und stärkt Schülerinnen und Schüler nachhaltig in zentralen Kompetenzen der Resilienz.

Die Schulsozialarbeiterinnen Michaela Walter (Kinderhaus Wittlager Land) und Lisa-Marie Hallermann (Regionales Landesamt für Schule und Bildung) sind auf das Programm aufmerksam geworden. Sie sind entsprechend geschult und leiten die jeweils acht Unterrichtsstunden für die vierten Klassen der Grundschule Bad Essen. „Wenn die Kinder diese sogenannten Superkräfte beherrschen, können sie äußere Herausforderungen und Belastungen besser und gesund bewältigen“, sagt Michaela Walter. Lisa-Marie Hallermann ergänzt: „Ich persönlich finde den Zeitpunkt des Projektes jetzt so super, weil die Kinder, bevor sie an eine weiterführende Schule wechseln, noch einmal gestärkt werden und es hoffentlich dazu beiträgt, dass ihnen die erlernten Fähigkeiten den Übergang erleichtern.“ Eine Lehrkraft sieht ebenfalls den dauerhaften Nutzen dieses Programms: „Kinder mit Resilienz glauben an sich selbst, finden Lösungen und wachsen an Herausforderungen – eine Stärke, die sie ein Leben lang begleitet.“

An diesem Vormittag steht die Superkraft „Lösungsorientierung & Kreativität“ bei der 4b im Mittelpunkt. Ein Videoclip gibt den Kindern eine Idee, was damit gemeint sein könnte. „Es geht darum, mit Mut und Fantasie aus unangenehmen oder kniffligen Aufgaben sein eigenes Ding zu machen“, erklärt Michaela Walter. Kreative Lösungen und Ideen seien wichtig, um Herausforderungen zu meistern. „Und wenn es euch doch einmal zu viel wird, dann redet mit anderen darüber“, so der Ratschlag. Weitere Einspieler verdeutlichen den Schülerinnen und Schüler, wie sie mit verschiedenen Ängsten oder Schwierigkeiten umgehen können.

Zum Konzept zählen aber auch Übungen. So sollen die Mädchen und Jungen in kleinen Gruppen eine Geschichte erzählen – aber jedes Kind sagt immer nur ein Wort. In einer weiteren Übung finden sie sich zu dritt zusammen. Das erste Kind erzählt dem zweiten Kind von einem seiner Talente. Das zweite Kind tuschelt mit dem dritten Kind, es erzählt ihm aber eigentlich nur, was das erste Kind gut kann. Das dritte Kind spricht daraufhin das erste Kind darauf an. Den Kindern ist klar, dass in solchen Fällen oft gelästert wird. „Lass dich nicht verunsichern. Vielleicht reden sie ja etwas Gutes über dich“, lautet die Botschaft dieser Übung.

Bei den sechs Superkräften handelt es sich um „Selbstwahrnehmung & Fremdwahrnehmung“, „Selbstfürsorge & Fürsorge“, „Optimismus“, „Akzeptanz & Toleranz“, „Lösungsorientierung & Kreativität“ sowie „Kontakte & Beziehungen“. Ein zusätzliches Arbeitsheft für jedes Kind vertieft die Auseinandersetzung mit den trainierbaren Kompetenzen.

Und die ersten positiven Veränderungen hat Michaela Walter auch schon beobachtet. „Ich habe in der jüngsten Stunde Musik eingespielt, und ein sonst stiller Schüler fing an, dazu Bewegungen zu machen während wir im Stuhlkreis saßen. Sukzessive fingen immer mehr Kinder an, das nachzumachen was er vormachte. Als das Lied zu Ende war klatschten alle. Daraufhin sagte der Junge zu mir, dass er jetzt den Mut in sich habe und dass das von den Monstern kommt.“ Auch schon kurz nach den Zeugnisferien habe es anderes schönes Beispiel gegeben. Da meinte ein Mädchen zu Michaela Walter: „Ich bin leider ohne meine Freundinnen in die AG gekommen. Ist aber nicht so schlimm! Meine Monster helfen mir!“ Sie stehen den Kindern eben zur Seite.