Die Burg Wittlage hat in ihrer rund 710-jährigen Geschichte viele Funktionen gehabt. Am 17. Mai 2019 ist eine neue „Zeitrechnung“ angebrochen. Der Verein Kinderhaus Wittlager Land hatte zur offiziellen Wiedereinweihung eingeladen. „Wir möchten an diesem Standort einen Veränderungsprozess anschieben. Menschen mit Einschränkungen werden hier in die Arbeit eingebunden. Dazu müssen wir unsere Arbeits- und Organisationsstrukturen hinterfragen. Je offener wir uns in Sachen Inklusion aufstellen, desto selbstverständlicher wird sie“, sagte Tim Ellmer.

Wie wird sich das Thema Inklusion in Wittlage bemerkbar machen? Das Burgcafé im Heuerhaus ist ein Inklusionscafé, Menschen mit Einschränkungen arbeiten gemeinsam mit Servicekräften ohne Behinderung. Je nach Einschränkung kommen die Inklusionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter hinter den Kulissen in der Küche zum Einsatz oder direkt mit den Gästen in Kontakt. Schritt für Schritt sollen sich die Abläufe einspielen. Ellmer: „Ich werde oft gefragt, ob wir irgendwann damit fertig sind. Ich sage ganz klar: Nein! Hier gibt es immer etwas zu tun, und wir werden die Möglichkeiten nach und nach erweitern.“

Noch in diesem Sommer soll die Glocke wieder erklingen. Dank der erheblichen Förderung durch die Niedersächsische Bingo-Stiftung für Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit können die Arbeiten bereits in dieser Woche beginnen. Veranstaltungen für die ganze Ortschaft sind das Sommerfest Ende Juni oder der Weihnachtsmarkt im Dezember. Das Begegnungsfeuer kurz nach dem Jahreswechsel soll ebenfalls zu einer festen Tradition auf der Burg werden. „Es macht Spaß, die Ideen zu verwirklichen, weil wir viel Unterstützung von allen Seiten bekommen“, so Ellmer.

In die Rentei, direkt am Bergfried, wird die Wohngruppe für Kinder und Jugendliche aus Ellerbeck (Gemeinde Bissendorf) einziehen. Der Standortwechsel soll im Laufe der Sommerferien erfolgen. Im Gästehaus (ehemals Amtshaus) finden Schulklassen und andere Gruppen Platz, Angebote für Großfamilien und weitere Zielgruppen werden konzipiert. Das OKD-Haus auf dem Gelände dient als Speiseraum und bleibt im Obergeschoss eine Wohngemeinschaft für junge Leute, die den Europäischen Freiwilligendienst beim Verbund sozialer Dienste, zu dem auch das Kinderhaus Wittlager Land gehört, absolvieren.

Landrat Dr. Michael Lübbersmann zollte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern „höchsten Respekt für ihren großartigen Einsatz. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur gelebten Inklusion.“ Das Wittlager Land präsentiere sich auch in dieser Hinsicht als eine geschlossene Einheit und arbeite wie in vielen anderen Bereichen abermals hervorragend zusammen.

Das Kinderhaus Wittlager Land, mit dem man in vielen Bereichen seit Jahren gut zusammenarbeite, sei ein idealer Nachfolger der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück, meinte Gemeindebürgermeister Timo Natemeyer: „Viele der Angebote passen zu einer kinder- und familienfreundlichen Kommune wie Bad Essen. Die neue Nutzung bereichert unser Angebot erheblich.“ Es sei beachtlich, was in kurzer Zeit entstanden ist – auch wenn dies auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt auffalle. Frank Bornhorst als Ortsbürgermeister überreichte das vorletzte Exemplar der Wittlager Ortschronik. „Die Burg hatte und wird immer einen festen Platz im Herzen der Wittlager haben. Schön, dass hier wieder Leben einkehrt.“

Anschließend hatten die etwa 140 Gäste, darunter die Landtagsabgeordneten Gerda Hövel und Guido Pott, Zeit, sich die Gebäude und das Gelände anzusehen. Auch ab 14 Uhr kamen viele Familien aus den umliegenden Gemeinden, um sich über die Tätigkeitsfelder des Verbund sozialer Dienste zu informieren und sich einen Eindruck von der Burganlage zu verschaffen.

Wer am 17. Mai keine Zeit dafür hatte, kann das Burgcafé samstags und sonntags zwischen 13 und 18 Uhr aufsuchen – oder es sogar für eine Feier buchen.