Nach 15 Jahren ist Schluss: Die Kinderhaus Wittlager Land gGmbH ist nach den Sommerferien nicht mehr für die Schulsozialarbeit in der Gemeinde Bohmte zuständig. „Wir feiern selten Abschied. In der Regel kommen neue Aufgaben hinzu“, merkte Tim Ellmer an. Er ist Geschäftsführer des Verbunds Sozialer Dienste, zu dem auch die Kinderhaus Wittlager Land gGmbH gehört. Mitarbeitende, Kindergarten- und Schulleitungen sowie Bohmtes Bürgermeister Markus Kleinkauertz hatten sich in der Akademie Sonnenwinkel in Bad Essen getroffen, um auf die gemeinsame Zeit zurückzublicken und den Mitarbeitenden zu danken.

„Anfangs war Schulsozialarbeit noch ungewohnt, vielleicht sogar nervig. Doch im Laufe der Jahre hat sich viel verändert: die Haltung, die Themen und die Herausforderungen. Es war eine Zeit voller Ideen, Konflikte und Lösungen“, sagte Ann-Kathrin Märtin. Sie hat den Fachbereich Schulsozialarbeit und Ganztag über viele Jahre geleitet. Ihr war es wichtig zu betonen, dass Schulsozialarbeit eine Notwendigkeit, ein fester Bestandteil in der Entwicklung der Kinder ist – und eben nicht eine Feuerwehr. Ellmer bezeichnete Ann-Kathrin Märtin als „Herz und Seele“ des Fachbereichs und lobte: „Sie hat das herausragend gut gemacht.“ Das bestätigte auch Thekla Schäfer, Leiterin der Grundschule Herringhausen: „Du warst eine ausgesprochen kompetente Leitung.“

Obwohl Michaela Walter an der Grundschule in Bad Essen für die Schulsozialarbeit zuständig ist, sprach auch sie zu den Gästen. Das Nessi-Konzept ist maßgeblich von ihr erarbeitet worden, damals in Zusammenarbeit mit der Leuphana Universität Lüneburg. Nessi steht für Netzwerk Schule – Soziale Integration. „Ich durfte von Anfang an dabei sein. Wir haben damals unsere Erfahrungen aus Bad Essen einfließen lassen, aber auch Bohmter Wünsche und Eigenarten in das Konzept aufgenommen“, so Michaela Walter. Im Sommer 2011 sei sie in Bohmte gestartet – mit einem Büro, aber ohne Möbel und Materialien. Aktionen wie die i-Männchen-Wochenenden, Elterncafés oder die Fallarbeit haben vielen Kindern und Familien Halt gegeben. „Es sind verlässliche Strukturen entstanden, auf denen gut aufzubauen ist“, lautete ihr Fazit.

Das ist auch von Bedeutung, denn Tim Ellmer glaubt, dass die Schulsozialarbeit wichtiger denn je wird: „Wir sehen, dass Kitas, Grundschulen und weiterführende Schulen mit immer größeren Problemlagen der Familien konfrontiert werden. Die Zukunft wird erhebliche Herausforderungen an uns hervorbringen.“ Der ideelle Einsatz an Schulen sei jetzt bereits an der Grenze des Machbaren, weil die Kinder mit anderen Problemen in unsere Gesellschaft hineinwachsen.

Er wisse zwar, dass die Finanzen der Kommunen knapp sind. „Sozialbudgets müssten in schlechten Zeiten aber eigentlich steigen. Wenn die private Haushaltskasse knapp wird, steigen die Bedarfe der Familien. Dadurch steigen letztlich die Kosten im ambulanten und im stationären Bereich. Das könnte verhindert werden, wenn vorher schon etwas getan wird“, mahnte der Geschäftsführer. Auftrag der sozialen Arbeit sei es, einen anderen Blick aufzumachen: „Wir dürfen nicht aufhören, für mehr zu kämpfen.“

Auch Bohmtes Bürgermeister Markus Kleinkauertz bedankte sich für die gute Zusammenarbeit: „Anfangs hatten die Schulsozialarbeit einen Beigeschmack: Sind das Hilfslehrer? Muss das sein? Sie hat aber genau das abgedeckt, was durch die Schule nicht abgedeckt werden kann. Wir sind froh, dass wir so einen kompetenten Partner finden konnten.“ An den Grundschulen in Herringhausen und Hunteburg sowie an der Oberschule Bohmte, an der Christophorus-Schule und an der Erich-Kästner-Schule wird die Gemeinde Bohmte ab dem Schuljahr 2025-26 die Schulsozialarbeit in Eigenregie fortführen.