Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
„Die Tagesgruppe ist ein Angebot teilstationärer Erziehung, die Erziehung in der Familie nicht ersetzt, sondern erhält, entlastet, ergänzt und fördert.“ Was auf dem Papier schon gut und sinnvoll klingt, ist auch in der Praxis eine Erfolgsgeschichte. Denn seit inzwischen 17 Jahren gibt es solch eine Tagesgruppe auch in Bad Essen. Träger ist die Kinderhaus Wittlager Land gGmbH.
Die Kinder kommen zwischen 12 und 13.30 Uhr aus den Schulen direkt in die Tagesgruppe. Sie sind zwischen 7 und 14 Jahre alt, maximal acht werden von Leiterin Daniela Thews und ihrem Team betreut. Dazu zählen Cavidenur Gündüz, Adalbert Jandl und Therapeutin Daniela Schulze. „Die Aufgaben der Kinder sind klar verteilt. Der Tisch muss vor dem Essen gedeckt, anschließend abgeräumt und gewischt werden“, erklärt die Sozialpädagogin. Nach dem Zähneputzen steht die Schule von 14 bis 15.30 Uhr im Fokus. Die Kinder erhalten Hausaufgabenhilfe, üben für Klassenarbeiten und holen Stoff aus dem Unterricht nach. Es sind immer mindestens zwei Fachkräfte vor Ort, wenn die Gruppe voll ausgelastet ist auch drei.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Von 15.30 bis 17 Uhr können die Kinder im Garten toben, Gesellschaftsspiele spielen oder ihrer Fantasie mit Playmobil freien Lauf lassen. Auch „lebenspraktische Tätigkeiten“, wie kochen, backen oder staubsaugen, können die Kinder hier erlernen. Oft sind es Ausflüge und Projektarbeiten, die erst gar keine Langeweile aufkommen lassen. So sammeln sie Äpfel und stellen ihren eigenen Apfelsaft her, besuchen passend zum Thema Ernährung Fleischereien oder lernen bei einem Erste-Hilfe-Kurs. Bevor sie gegen 17.30 Uhr nach Hause gebracht werden, wird der Tag reflektiert.
Für Daniela Thews und ihr Team beginnt die Arbeit aber schon am Vormittag. „Intensive Elternarbeit ist enorm wichtig. Wir leisten Erziehungsberatung, tauschen uns mit Lehrern aus oder helfen den Eltern, Anträge bei Ämtern auszufüllen“, beschreibt die Leiterin das Aufgabenfeld.
In der Regel schickt das Jugendamt die Kinder zur Tagesgruppe. Es komme aber auch vor, dass sich Eltern aus eigener Initiative melden oder Schulen anfragen, ob noch Kinder aufgenommen werden können. Letztlich müsse aber immer das Jugendamt die Entscheidung treffen. Wichtig sei daher auch die Zusammenarbeit mit einer Therapeutin, „die die Elternarbeit flankiert“. Zwei Jahre besuchen die meisten Kinder die Tagesgruppe. „In dieser Zeit versuchen wir mit den Eltern, die Kinder im Sozialraum zu integrieren, damit sie nach der Tagesgruppe nicht in ein Loch fallen. Dies gelingt über Vereine, Jugendgruppen und den Jugendtreff“, so Thews.
Es sind aber die vielen Erlebnisse, die so eine Gruppe zusammenschweißen. Die Mädchen und Jungen fahren regelmäßig zu Fußballspielen des VfL Osnabrück, feiern am letzten Schultag vor den Sommerferien ein Sommerfest und fahren gemeinsam in den Sommerferien weg. In diesem Jahr geht es für fünf Tage in das Weser-Berg-Land.
Daniela Thews arbeitet bereits seit 2000 in einer Tagesgruppe. Erst in Melle, seit 2010 in Bad Essen. Die Zeiten haben sich geändert. „Wir werden künftig auch Kinder im Vorschulalter aufnehmen. Unsere ambulanten Kolleginnen und Kollegen haben festgestellt, dass der Bedarf schon im Kindesalter groß ist“, berichtet Thews. Die Konzeption werde gerade dahingehend überarbeitet.
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